Atlas Obscura: Fünf außergewöhnliche Orte in Frankreich
11 Juni, 2019
Michèle und Sanne reisen zusammen durch Europa und teilen ihre Erfahrungen auf „The adventures of MiSa“. Kürzlich haben sie sich ein ganz besonderes Buch gekauft: den „Atlas Obscura“. Dieser Reiseführer mit dazugehöriger Website thematisiert Seite für Seite ungewöhnliche und mysteriöse Orte in der ganzen Welt. Michèle und Sanne haben fünf Atlas-Obscura-Ziele in Frankreich besucht.
1. Das Kunstwerk „Le Cyclop“ in Milly-la-Fôret
Im Wald von Milly-la-Fôret verbirgt sich ein riesiges Kunstwerk: „Le Cyclop“. Das fast 23 Meter hohe einäugige Monster wurde von dem Schweizer Künstler Jean Tinguely entworfen. Insgesamt 20 Jahre arbeitete er zusammen mit seiner Frau und Freunden an der Fertigstellung der Skulptur und verwendete für diese Gemeinschaftsarbeit 300 Tonnen Schrott und Abfälle. Die Skulptur besteht aus Mosaiken, Beton, Metall, Stein, Spiegeln und einem Wasserfall.
Wir haben die Skulptur im Januar besichtigt. Es fror und es war schwer, den Weg zu finden. Nach einem halbstündigen Spaziergang tauchte jedoch schemenhaft eine Figur zwischen den Bäumen auf. Wir gingen darauf zu und sahen bald darauf die Skulptur in ihrer vollen Pracht auf einer Lichtung stehen. Leider war das Gelände geschlossen, sodass wir die Skulptur nicht von innen betrachten konnten. Durch den Zaun war jedoch die Außenseite gut zu erkennen. Kleine Spiegel reflektierten das Morgenlicht, wir sahen das Auge und die Zähne des Zyklopen in seinem geöffneten Mund. Als wir die Skulptur umrundeten, entdeckten wir weitere Materialien, darunter einen Eisenbahnwaggon, Zahnräder, Blöcke und Treppen! Dieses Kunstwerk ist ein ganz besonderer Anblick – und mit Sicherheit ein interessanter Kletterturm.
Campingplätze bei Milly-la-Forêt
2. Die Mumien in der Stiftskirche Saint-Bonnet-le-Château
Oberhalb des kleinen Dorfes Saint-Bonnet-le-Château steht eine Kirche aus dem Mittelalter: die Collégiale Saint-Bonnet. Man findet hier eine Bibliothek, Wandmalereien und religiöse Ornamente aus dem 13. und 14. Jahrhundert. Aber das ist noch nicht alles! Im Jahr 1837 wurden unter der Kirche dreißig gut erhaltende Leichname gefunden, die ebenfalls aus dem aus dem 13. und 14. Jahrhundert stammen. Die Mumien wurden eingehend untersucht, aber es ist bis heute nicht klar, was damals geschehen ist. Das Dorf hat in seiner bewegten Vergangenheit den Hundertjährigen Krieg, die Pest und religiöse Gewalt erlebt. Möglicherweise handelt es sich bei den mumifizierten Leichen um ermordete Angehörige einer reichen Familie oder um Opfer der Pest.
Als wir in dem stillen Dorf eintrafen, suchten wir sofort die Kirche auf. Wir waren neugierig, nachdem wir die Theorien über diesen außergewöhnlichen Fund gelesen hatten. In der Kirche schalteten wir das Licht in der Kapelle ein. Hinter Glas waren die Mumien ausgestellt. Sie zu sehen zwar interessant, aber auch ein wenig unheimlich. Heutzutage bietet die Kirche gegen Gebühr eine Virtual-Reality-Tour an, bei der man die Mumien aus der Nähe betrachten kann. Ohne Virtual-Reality-Tour ist der Zugang kostenlos.
Campingplätze bei Saint-Bonnet-le-Château
3. Eigenwillige und aktivistische Kunst in „The Abode of Chaos“
Mitten in einem ziemlich schicken Wohnviertel oberhalb der bekannten Stadt Lyon, liegt „The Abode of Chaos“, ein Gelände, auf dem sich Künstler kreativ und politisch äußern. Der Eigentümer, Thierry Ehrmann, gründete dieses Museum 1999 in einem Haus aus dem 17. Jahrhundert. Auf dem gesamten Gelände finden sich Stellungnahmen gegen die heutige Politik. Riesige Totenschädel, ausgebrannte Autos, humanoide Roboter und Graffiti: Die Gestaltung des Geländes wirkt auf den ersten Blick wie ein willkürlich zusammengewürfelter Schrottplatz, aber sie folgt einer bestimmten Ordnung. Die Stadt Lyon ist alles andere als glücklich über „The Abode of Chaos“ und hat den Eigentümer schon mehrmals vor Gericht zitiert. Bisher ohne Erfolg.
Wir haben das Gelände an einem warmen Frühlingstag besucht. Wo man hinsieht, entdeckt man etwas Ausgefallenes. Großartige Installationen, aber auch hässliche Werke. Die radikalen Aussagen stießen uns teilweise ab, aber das Erlebnis als Ganzes ist beeindruckend. Wenn wir dieses chaotische Museum noch einmal besuchen würden, würden wir mit Sicherheit völlig andere Dinge sehen oder erleben. Der Eintritt ist frei.
Campingplätze bei Lyon
4. Fort Boyard: eine Festung im Meer
Fort Boyard war die Idee Ludwigs XIV., der von 1643 bis 1715 regierte. Er wollte damit die französische Westküste gegen die Engländer schützen. Am Ende baute sie jedoch Napoleon 150 Jahre später. Die Bauarbeiten begannen 1801, kamen aber wegen der Gezeiten nur schleppend voran. 1809 wurde der Bau sogar eine Weile stillgelegt. Als die Festung 1857 endlich fertig war, stellten die Engländer bereits keine Bedrohung mehr dar. Die Festung wurde nicht mehr benötigt und verfiel. Erst 1988 wurde das Fort restauriert, um als Austragungsort für die in Frankreich beliebte Spielshow „Fort Boyard“ zu dienen. Der einzige Weg, die Festung von innen zu sehen, ist die Teilnahme an der Show. Mit einem Boot können Interessierte das Fort umrunden, jedoch nur gegen Bezahlung.
Schon auf dem Weg Richtung Festung trifft man auf Hinweisschilder, die Ile-d’Aix als Ort mit der besten Aussicht auf das Fort empfehlen. Wir entschieden uns jedoch, bis Ile-d’Oléron weiterzufahren. Wir gaben den am nächsten liegenden Landabschnitt ins Navi ein und steuerten ihn an, in der Hoffnung, uns richtig entschieden zu haben. Das hatten wir: Wir fanden einen Parkplatz in Strandnähe und sahen die Festung sofort! Zu Fuß gingen wir noch weiter darauf zu und konnten die Außenseite – mit herangezoomter Kamera – sehr gut sehen. Ein Boot war nicht nötig!
Campingplätze in der Nähe von Fort Boyard
5. Außerirdische im Berg von Bugarach?
Der „Pic de Bugarach“ ist im Zusammenhang mit einem außergewöhnlichen Ereignis bekannt geworden. Einige Menschen sind davon überzeugt, die Mayas hätten vorhergesagt, dass im Dezember 2012 die Welt untergehen würde. Eine bestimmte Gruppe, die sogenannten New Ager, glaubte, dass nur die Gegend um den Berg Bugarach verschont bleiben würde und dass außerirdische Wesen den Berg bewohnten. Das Dorf wurde von New Agern überschwemmt, die Preise für Häuser und Grundstücke schossen in die Höhe. Immer noch kommen jährlich 20.000 Besucher in das Dorf, um zu beten oder seltsame Rituale am Fuß des Berges zu zelebrieren, der auch als „Alien Garage“ bezeichnet wird. Es ist wahr, dass es dort unterirdische Höhlen und Gänge gibt, aber ob sie von Aliens bevölkert sind … Außergewöhnlich ist an diesem Berg tatsächlich, dass die obere Schicht älter ist als der Rest, was ihm den Beinamen „der umgekehrte Berg“ eingetragen hat.
Wir haben die Gegend im März besucht. Wir hatten keine hohen Erwartungen, aber die Atmosphäre war tatsächlich etwas sonderbar. Wir wissen nicht, ob es daran lag, dass wir alle diese Geschichten gelesen hatten, oder daran, dass sich wirklich Außerirdische in dem Berg aufhalten. Wenn wir das nächste Mal in der Nähe sind, wollen wir den Berg besteigen. Wer weiß, wem wir begegnen!
Campingplätze in der Nähe von Bugarach
Drei weitere sehenswerte Phänomene in Frankreich
- Die Calanques an der Mittelmeerküste sind wunderschöne Felsschluchten, die teils bis ins Meer reichen. Der Campingplatz Pascalounet liegt nahe dem Parc National des Calanques.
- In der Nähe von Gargas findet man ehemalige Ockerminen. Durch das Ocker leuchtet das Gestein in einem wunderschönen, warmen Orange. Unweit von Gargas liegt der Campingplatz Domaine des Chênes Blancs.
- Im Parc Naturel Régional des Alpilles wandert man zwischen schönen Kalkformationen, Olivenbäumen und Obstgärten. In der Nähe liegt der Campingplatz La Vallée Heureuse, der eine schöne Aussicht auf dieses Gebiet bietet.
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