Atlas Obscura: Fünf besondere Orte in Portugal
2 Juli, 2019 | Update: 24/07/2023
Michèle und Sanne reisen zusammen mit ihrem hellblauen Campingbus durch Europa und teilen ihre Erfahrungen auf ‘The adventures of MiSa’. Kürzlich haben sie sich ein ganz besonderes Buch gekauft: den „Atlas Obscura“. Dieser Reiseführer thematisiert Seite für Seite ungewöhnliche und mysteriöse Orte in der ganzen Welt. Entdecken Sie zusammen mit Michèle und Sanne fünf Atlas-Obscura-Ziele in Portugal.
1. Bücher und Fledermäuse in der Bibliothek des Palácio Nacional de Mafra
Auf der Website Atlas Obscura wird die Bibliothek des Palácio Nacional de Mafra präsentiert. Der Palácio Nacional de Mafra ist eine Schloss- und Klosteranlage im barocken und neoklassischen Stil, die zwischen 1717 und 1755 erbaut wurde. Der Mafra-Palast gilt als einer der nationalen Schätze der portugiesischen Architektur. Die eigentliche Hauptattraktion des Gebäudes ist die Bibliothek.
Der 85 Meter lange Raum wurde im Rokokostil, der sich durch Asymmetrie auszeichnet, gebaut. In dem langgestreckten Bibliotheksraum befinden sich rund 36.000 in Leder gebundene Bücher, die aus der Zeit vom 14. bis 19. Jahrhundert stammen.
Die Bücher sind von Insekten bedroht, die die alten Schriften quasi zum Fressen gern haben. Die Art und Weise, wie die Bibliothek in Mafra ihre Schätze schützt, ist eher ungewöhnlich. Wo normale Bibliotheken Schädlinge mit Chemikalien oder Bestrahlung bekämpfen, bedient man sich in Mafra einer Fledermauskolonie! Jede Nacht ziehen sie aus und schützen auf diese Weise die Bücher. Leider hinterlassen die Fledermäuse aber auch ihre Exkremente. Darum werden alle Möbel sorgfältig abgedeckt und der Marmorboden täglich geschrubbt.
Der Besuch des Palastes war etwas Besonderes. Wir hatten nicht erwartet, dass ein Kloster und ein Schloss im gleichen Gebäude untergebracht sein würden. Die Bibliothek hat uns sehr beeindruckt. Die prächtige Dekoration und Asymmetrie bilden zusammen mit den alten Büchern ein wunderschönes Ganzes. Die Sammlung umfasst sogar verbotene Bücher, zu denen nur Personen mit besonderer Berechtigung und hohem Status Zugang haben. Da die Fledermäuse nachtaktive Tiere sind, haben wir sie (zum Glück) nicht gesehen.
2. Pracht und Prunk im Palácio Hotel do Buçaco
Dieses besondere Hotel war früher ein Kloster. Die Mönche des Klosters legten einen riesigen Garten mit kleinen Kapellen und vielen verschiedenen Baumarten an. Nachdem die Mönche das Kloster verlassen hatten, verwandelte König Ludwig I. von Portugal es in ein Feriendomizil für seine Frau, Königin Maria Pia von Savoyen. Aufgrund schwieriger politischer Umstände haben weder der König noch die Königin je auf dem Landsitz gewohnt.
Das gesamte Gebäude wurde gegen Ende des 19. Jahrhundert zu einem Fünf-Sterne-Hotel umgebaut. Außerhalb des Hotels befinden sich die Schlossgärten, die noch immer perfekt gepflegt werden. Durch einen schweren Wirbelsturm im Jahr 2011 wurde ein Großteil des umliegenden Parks zerstört. Bis heute arbeitet man noch jeden Tag daran, alles wieder in seinen ursprünglichen Zustand zu versetzen.
Wir waren sehr gespannt, wie das Hotel von innen aussehen würde. Deshalb haben wir am Empfang gefragt, ob wir mal einen Blick hinein werfen dürften. Dieses Sternehotel ist sehr auf die Privatsphäre seiner Gäste bedacht. Wir haben aber schließlich die Erlaubnis erhalten, einige Fotos in der Halle zu machen. Danach starteten wir zu einem der vielen möglichen Spaziergänge durch den Park.
Wir hatten das Wetter auf unserer Seite und erfreuten uns an den kleinen Eidechsen, dem schönen Schwan und den blühenden Rosen.
Nehmen Sie sich also die Zeit für einen Spaziergang im Park. Wir empfehlen Ihnen, sich vorab gut zu überlegen, welchen der Parkplätze Sie nutzen möchten. Außerhalb des Parks gibt es nämlich zwei große kostenlose Parkplätze, innerhalb des Parks zahlen Sie hingegen den Tagessatz.
3. Bom Jesus do Monte: Pilgerstätte in Braga
Bom Jesus do Monte ist ein religiöser Wallfahrtsort aus dem 14. Jahrhundert. Die Errichtung der gesamten Anlage, die verschiedene Stile umfasst, dauerte fast ein Jahrhundert. Überall finden sich Symbole, wie beispielsweise die fünf Springbrunnen entlang der Treppe. Diese stehen für die fünf Sinne: Hören, Sehen, Fühlen, Schmecken und Riechen. Die 577 Stufen der gewaltigen barocken Treppe zu Fuß oder sogar auf den Knien zu erklimmen, stellt eine Form religiöser Hingabe dar.
Am oberen Ende der Treppe befinden sich eine Kirche, mehrere Kapellen und eine hübsche Gartenanlage. Die ultimative Belohnung ist der wundervolle Ausblick über die nahe gelegene Stadt Braga.
Wenn Sie nicht den ganzen Weg gehen möchten, können Sie die älteste traditionell funktionierende Drahtseilbahn Europas benutzen. Eigentlich wollten wir wirklich alle Stufen der Treppe hinaufsteigen, aber auf dem Weg vom Parkplatz zur Treppe verknackste Sanne sich den Fuß. Deshalb haben wir beschlossen, die Seilbahn sowohl auf dem Hin- als auch auf dem Rückweg zu nutzen.
Nachdem wir eine Weile die schöne Aussicht genossen hatten, gingen wir vorsichtig durch die angelegten Gärten. Wir besuchten auch die Kirche. Es war ein herrlicher Ort, der sich sehr friedlich anfühlte. Wir würden gerne hierher zurückkehren, um dann auch die Stufen der großen Treppe zu Fuß zu erklimmen.
4. Castelo Branco und die St.-Michaels-Nekropole in Monsanto
Monsanto ist ein Dorf, das von riesigen Findlingsfelsbrocken umgeben ist. Es liegt auf einem Berg und bietet einen Panoramablick über die portugiesische Landschaft. Im Dorf gibt es mehrere Häuser, die unter, zwischen oder neben riesigen Findlingen gebaut sind. Und ganz oben auf dem Gipfel befindet sich die Burg von Monsanto: das „Castelo Branco“. Es ist schon seit Urzeiten ein strategischer Ort. Eine Explosion im 19. Jahrhundert verschonte nur die Mauern der Burg.
Das Dorf wird auch als lebendiges Museum bezeichnet, weil es noch immer bewohnt ist und jedes Jahr viele Menschen anzieht. Zwischen dem Dorf und der Burg befinden sich die Überreste der Necrópole de São Miguel. Das Besondere daran ist, dass die Dorfbewohner in ausgemeißelten Felsengräbern bestattet wurden. Teilweise sind es Gräber, die in ihrer Form der menschlichen Körperkontur folgen. So könnte man meinen, dass man heute noch die Umrisse der Verstorbenen betrachtet. Am Eingang zur Kapelle befinden sich zudem offene Sarkophage.
Michèle hatte diesen Ort gefunden und wir waren sehr neugierig. Sollte es wirklich so toll sein wie die Beschreibung verhieß? Um ehrlich zu sein, … es war noch besser! Mit den Steinen und den steilen Straßen sieht das Dorf lustig aus. So etwas hatten wir noch nie zuvor gesehen hatten. Die Burg gefiel uns sogar noch besser. Normalerweise gibt es Wege und Pfade, die man nicht verlassen darf.
Oder es sind Stellen komplett verboten und gesperrt. Hier jedoch konnten wir uns beim Klettern auf den hohen Wänden austoben, um eine noch bessere Aussicht zu bekommen.
Nichts war verboten, aber natürlich musste man gut Acht geben. Die Nekropole war auch interessant und Sanne legte sich in einen Sarkophag (nennen Sie es einen Punkt, den sie von ihrer Bucketliste streichen konnte). Alles in allem hatten wir eine tolle Zeit in Monsanto. Man muss allerdings gut zu Fuß sein, um alles Genannte erleben zu können. Was uns auch auffiel, waren die gepflegten Einrichtungen. Das gilt sowohl für das Tourismusbüro als auch für die öffentlichen Toiletten.
5. Ein besonderer Brunnen in Quinta da Regaleira
Wenn Menschen Sintra besuchen, dürften sie wohl oft mit dem Bus zum Palácio Nacional da Pena fahren. Der Atlas Obscura erwähnte jedoch auf seiner Website ein anderes Gemäuer, das viel interessanter schien, nämlich das Anwesen: Quinta da Regaleira. Das Anwesen von Quinta da Regaleira beherbergt gleich mehrere reich verzierte Gebäude, einen riesigen Garten mit Höhlen, Gängen, kleinen Burgen, kleinen Kapellen und anderen Details.
Ebenso verfügt die Anlage über ein unterirdisches Labyrinth, ein Aquarium und zwei Brunnen. Einer dieser Brunnen gehört zu den Highlights der Quinta Da Regaleira. Dieser Brunnen, eigentlich ein in die Tiefe gebauter Turm mit spektakulärer ihn umgebender „Wendeltreppe“ wurde im eigentlichen Sinne niemals als Brunnen genutzt. Über dieses „Treppenhaus“ hat man u.a. Zugang zu dem rätselhaften und recht komplexen unterirdischen Gangsystem, um schnell von A nach B zu gelangen.
Bei unserem Besuch in der Quinta da Regaleira kamen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus. Was für ein schöner Ort voller Pflanzen und architektonischer Zuckerstücke. Uns haben es besonders die Geheimgänge und die Höhlen angetan. Trotz der Tatsache, dass wir diesem Ort an einem Wochentag bei mäßigem Wetter einen Besuch abstatteten, fehlte es nicht an Touristen. Und obwohl die Eintrittspreise nicht gerade niedrig sind, war der Besuch dieses Ortes jeden Cent wert.
Welcher geschichtsträchtige Ort in Portugal hat Sie am meisten beeindruckt? Teilen Sie uns Ihre Lieblingsentdeckung in den Kommentaren mit!
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